Existenziell-pädagogische Sicht auf fachliche Anforderungen der Jugendhilfe

Die Existenzielle Pädagogik prägt nicht nur die Beziehung zu den Kinder und Jugendlichen, die wir betreuen, sondern auch den Umgang zu ihren Eltern und untereinander im Kollegium. Partizipation, kontinuierliche Qualitätsentwicklung (QM) oder Bedürfnisorientierung sind nur drei von 15 Anforderungen an Kinder- und Jugendhilfe, deren Umsetzung im Elisabethstift wir an dieser Stelle vorstellen. Sie alle sind durchdrungen von der Existenziellen Pädagogik, denn unsere Haltung spiegelt sich in unserem Tun – bzw. unser Tun spiegelt unsere Haltung.

Existenziell-pädagogische Sicht auf fachliche Anforderungen der Kinder- und Jugendhilfe

Systemische Sichtweise 

Im Elisabethstift verstehen wir die Themen, die zum Kontakt von Kindern oder Eltern mit dem Jugendamt geführt haben, nicht als Defizite von Eltern oder Kindern, sondern als Ergebnis eines komplexen Zusammenwirkens von Lebens- und Familiengeschichte, Lebensumwelt, aktueller Krisensituation und problematischen Lösungsversuchen.

Wir sehen nicht den Einzelnen als Verursacher, sondern betrachten die Familie als System, wo sich Verhalten und Existenz Einzelner auf alle auswirkt und Einfluss hat. Auch wenn der Einzelne (im Regelfall das Kind) aus dem System herausgenommen wird, bleiben die Bezüge zum Familiensystem erhalten. Wir bemühen uns, den Mechanismen des Familiensystems auf die Spur zu kommen, sie gemeinsam mit den Eltern und Kindern zu reflektieren und zu bewerten und ggf. neue Mechanismen zu postulieren und einzuüben.

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Partizipation

Partizipation ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal in unserer Einrichtung und in der Existenziellen Pädagogik selbstverständlich. Wir fragen nicht 'Wo kann, wo darf das Kind schon mitbestimmen?', sondern umgekehrt: 'wo darf es (noch) nicht bestimmen?' (z.B. weil es mit der Entscheidung überfordert wäre).

Unser Ziel ist es, Kinder und Jugendliche zu ermutigen, eigene Ziele für sich zu formulieren und bewusst eigene Entscheidungen zu treffen. So fragen wir z.B. die personale Stellungnahme an, d.h. wir fragen danach, was das Kind tun möchte und motivieren es, selbst aktiv zu werden. Wir bieten Wahlmöglichkeiten, um das zu üben - und wir führen Aushandlungsprozesse ergebnisoffen, mit dem Ziel, dass alle Partner*innen (auch die Pädagog*innen) das Ergebnis mittragen. Mit dieser Grundhaltung üben wir Partizipation auch im Umgang mit Mitarbeitenden, mit Eltern und Kooperationspartner*innen.

Kooperation und Mitwirkung geschehen auf verschiedenen Ebenen und Bereichen:

  • allgemein durch unser Beschwerdemanagement und Vorschlagswesen
  • auf Personalebene durch die Mitarbeiter-Vertretung, durch regelmäßige Mitarbeitergespräche mit Heimleitung und mit Fachvorgesetzten mit konkreter Aufforderung zum Feedback, sowie durch Vollversammlungen, Mitarbeit in Gremien und Arbeitsgruppen
  • auf Kinder- und Jugendlichen-Ebene: durch Gruppenkonferenzen und persönliche Gespräche zur altersgemäßen Beteiligung an der Erziehungsplanung und Mitgestaltung des Gruppenalltags
  • im Umgang mit Eltern: in der Beteiligung an den Hilfeplänen und der Erziehungsplanung, ggf. in der Einbeziehung in alltägliche Abläufe, durch Beratungsgespräche
  • im Umgang mit Jugendamt und anderen Kooperationspartner*innen: im Austausch z.B. in Gremien und Arbeitsgruppen, in Gesprächen und durch konkrete Kooperationsvereinbarungen

Derzeit ist das Elisabethstift in Reinickendorf und in Friedrichshain-Kreuzberg in den Fallteams, in der AG nach § 78, sowie in den PSAG’s, in Trägerverbundstreffen und in den Kiezrunden vertreten.

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Qualitätsentwicklung (QM)

Das Elisabethstift befindet sich seit mehreren Jahren in einem kontinuierlichen Qualitätsentwicklungsprozess. Im QM-Zirkel, bestehend aus dem Leitungsteam und den Teamleitungen aller Wohngruppen und Aufgabenbereiche, werden die einzelnen Schlüsselprozesse, Qualitätsmerkmale und Regelungen besprochen und im QM-Handbuch festgehalten. 

Der QM-Zirkel trifft sich zwei mal jährlich zu einer dreitägigen Klausurtagung und nach Bedarf. Außerdem gibt es regelmäßig interne Fortbildungsangebote sowie ein teamübergreifendes Supervisionskonzept.

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Bedürfnisorientierung 

Das Elisabethstift legt großen Wert darauf, seine konkreten Angebote an die individuellen Bedürfnisse der Hilfeempfänger anzupassen und fließende Übergänge zu den verschiedenen Hilfeformen zu schaffen. Dabei bemühen wir uns, unbürokratisch und schnell auf veränderte Bedarfe eingehen zu können und eine größtmögliche Beziehungskontinuität zu erhalten. 

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Lebensweltorientierung

Wir behalten die Lebenswelt des Kindes/Jugendlichen im Blick. Auch wenn wir im Einzelfall einen Schutz- und Schonraum anbieten und eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen wollen, so ist es jedoch nicht unser Anliegen, die aktuelle Lebenssituation zu beschönigen und zu versuchen, die Vergangenheit „wieder gut zu machen“.

Wir wollen ihnen helfen, eine eigene Haltung zu entwickeln und sie ermutigen, etwas Sinnvolles aus ihrem Leben zu machen. Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, dass den Kindern bei uns eine Welt geboten wird, die sie sich, wenn sie in der Verselbständigung leben, womöglich niemals leisten können, d. h. dass wir z. B. zur Sparsamkeit und zu einem einfachen Lebensstil herausfordern.

Einen wesentlichen Aspekt der Lebensweltorientierung ist der Kontakt zur Herkunftsfamilie sowie der Aufbau eines sozialen Netzes. Dazu gehört die Förderung von Freundschaften ebenso wie die Anregung zu sinnvoller Freizeitgestaltung.

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Sozialraumorientierung

Unter Sozialraumorientierung verstehen wir zwei Schwerpunkte:
1. Erhalt des Sozialraums für Kinder und Jugendliche, die mittelfristig die Perspektive der Rückkehr in die Herkunftsfamilie haben und 
2. Erschließung des Sozialraums für Kinder und Jugendliche, die längerfristig im Elisabethstift leben – bzw. die Einbindung der jeweiligen Wohngruppen in den Kiez

Auch wenn wir grundsätzlich eine Sozialraumorientierung in diesem Sinne anstreben, sind im Einzelfall Entscheidungen möglich, ein Kind oder Jugendlichen bewusst aus dem vertrauten Sozialraum herauszunehmen, um ihm eine Auszeit zu verschaffen, Alternativen zu einem ‚problematischen Umfeld’ aufzuzeigen oder um ihn zu schützen. In der Praxis bedeutet der Erhalt des Sozialraums, dass wir für die Wohngruppen bewusst verschiedene Standorte in Berlin- und Umland wählen, dass wir die Pädagogen ermutigen, den Sozialraum aktiv kennen zu lernen, zu nutzen (z. B. durch Vereine und Freizeitangebote) und mitzugestalten (z. B. durch Beteiligung an Kiezfesten, durch Präsenz in Kiezrunden und anderen Gremien). Wir vermeiden soweit möglich Schul- oder Vereinswechsel für die Kinder und achten darauf, dass der Kontakt zur Herkunftsfamilie bzw. zu Freunden erhalten bleibt.

In Berlin- Hermsdorf, dem Standort des Hauptgeländes, engagieren wir uns im Kiez, bemühen uns um gute nachbarschaftliche Kontakte, öffnen unser Gelände regelmäßig zu Festen und „Tagen der Offenen Tür“ und bieten die Nutzung unserer Räumlichkeiten an. Wir legen großen Wert auf gute Kooperation mit allen Beteiligten, so z. B. mit den Therapeuten und Ärzten, die unsere Räume angemietet haben. Wir pflegen gute Kontakte zu den Firmen und Dienstleistern in der unmittelbaren Umgebung.

Die Ambulanten Hilfen haben zur Verdeutlichung der Sozialraumorientierung und der Präsenz im Kiez ihre Büro- und Anlaufstellen direkt vorort eingerichtet (im Familientreff Wittenau).

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Chancen- und Ressourcen, bzw. Potenzialorientierung/ Lösungsorientierter Ansatz

Der Aufenthalt im Elisabethstift bietet Kindern und Jugendlichen und deren Familien eine Chance, er stellt keine „Strafe“ dar. „Im Elisabethstift kann man sich entwickeln“ ist einer unserer Grundsätze. Ein anderer lautet „Krisen sind Chancen“. Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch in jeder Lebensphase verschiedene Entwicklungsaufgaben bewältigen kann, um sich weiter zu entwickeln.

Wir stellen weniger die „Warum-Frage“, sondern mehr die „Wozu-Frage“ und nehmen damit einen Perspektivwechsel vor. Die Frage nach den Ursachen von Problemen spielt nur insofern eine Rolle, weil es hilft, aus Fehlern zu lernen und diese in Zukunft zu vermeiden. Auf diese Weise verfolgen wir einen lösungsorientierten Ansatz.

Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch über alle notwendigen Ressourcen verfügt, um sein Leben zu bewältigen. 
Wir unterstützen bei der Suche nach den eigenen Stärken, spiegeln die Schwächen und bieten Möglichkeiten zum „Sich kennenlernen“, Ausprobieren und Entwickeln von Fähigkeiten. Wir fordern dazu heraus, die eigenen Ressourcen nicht nur für sich selbst einzusetzen, sondern auch zum Wohle aller. Das gilt auch für den Umgang mit den Eltern.

Darüber hinausgehend sehen wir das Potenzial des Einzelnen, d. h. wir stärken nicht nur die schon vorhandenen Ressourcen, sondern laden ein, auszuprobieren, an Grenzen zu gehen, neue Seiten an sich zu entdecken, Möglichkeiten zur Veränderung zu nutzen und das eigene Potenzial zu entfalten.

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Vernetzung

Im Elisabethstift gibt es verschiedene Möglichkeiten des internen Austauschs und der Vernetzung:
auf kollegialer Ebene: in der Teamleiterrunde, im Leitungsteam, im QM-Zirkel, im pädagogischen Forum und in gezielten Fallbesprechungen
in den Gruppen: durch Gruppenkonferenzen, durch o.g. Partnergruppen und durch gruppenübergreifende Angebote (Freizeit- und Schulpädagogik, Vormittagsgruppe)

Darüber hinaus fördern wir die Vernetzung

  • der Eltern untereinander: z.B. durch Gruppenangebote für Eltern (Kurse: starke Eltern, starke Kinder durch die ambulanten Hilfen, Kochkurs etc.), durch Eltern-Frühstück, gemeinsames Feste, u.v.m.
  • mit Ämtern und Kooperationspartner*innen: z.B. durch gemeinsame Fallbesprechungen, durch konkrete Vereinbarungen der Zusammenarbeit, durch gemeinsame Feste und Fortbildungen (Tag der Offenen Tür im Elisabethstift etc.)
  • der freien Träger: z.B. durch Gremienarbeit, durch konkrete Kooperationsvereinbarungen, durch fachlichen Austausch
    von Spender*innen, Förderer*innen und Helfer*innen: durch die Gründung eines Fördervereins und durch gemeinsame Feste und Aktionen 

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Trennung von Beratung und Betreuung

Sofern es keine individuellen Sondervereinbarungen gibt, verfolgt das Elisabethstift eine Trennung von Beratung und Betreuung, d.h. die Pädagog*innen in den Gruppen übernehmen die Betreuung, die Pädagog*innen des Leitungsteams übernehmen die Beratung z.B. in der Elternarbeit. Dies führt zu einer Minderung des Konkurrenzdrucks und erleichtert den Eltern, Beratung anzunehmen.

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Arbeit mit der Herkunftsfamilie/ Rückführung

Der Bezug zur Herkunftsfamilie, d.h. der Erhalt der Kontakte, bzw. die Ermöglichung von angemessenen Kontakten, ist aus unserer Sicht immens wichtig für eine gesunde Entwicklung des untergebrachten Kind/Jugendlichen. Wir fördern dies zum einen durch eine positive Haltung den Eltern gegenüber, so dass die Kinder nicht zwischen zwei ‚Welten’ hin und her gerissen werden. 

Zum zweiten durch die Anregung und Begleitung in einer konstruktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und zum dritten durch eine intensive Elternarbeit, die aktivierend, beratend, trainierend, reflektierend und unterstützend in verschiedenen Formen angeboten wird. Eltern sollen soweit wie möglich (d.h. wir beachten die Grenzen des Kinderschutzauftrages sehr genau) 'Eltern bleiben' und die elterliche Verantwortung behalten. Wenn möglich streben wir die Rückführung des Kindes in den elterlichen Haushalt an und leiten alle Maßnahmen dazu kompetent ein. Wir wollen den Kindern und Familien ganzheitlich helfen, so bieten wir z.B. neben ehrenamtlichen Familienpaten (insbesondere im Rahmen der Frühen Hilfen) zahlreiche Anregungen zu sinnvoller Freizeitbeschäftigung (im Familientreff und auf der Familienfarm), wir bieten Kurse für Haushaltsführung,  Schuldnerberatung, Stärkung der Erziehungskompetenzen und auch ein spezielles Trainingsprogramm und gezielte Arbeitsmöglichkeiten im geschützten Rahmen an, um sinnvolle Tagesstrukturen leben zu können, die oftmals wichtige Voraussetzung zur Rückführung sind.

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Hilfeplan und Erziehungsplan 

Die Arbeitsgrundlage für unser Angebot zur HzE bietet der Auftrag des Jugendamtes und der Hilfeplan. Das Elisabethstift beteiligt sich an der Erstellung von konkreten Zielen im Hilfeplan. Dabei ist es uns wichtig, die Ziele so zu formulieren, dass die Zielerreichung auch in unserer Verantwortung liegt
(Beispiel: „Das Kind geht wieder regelmäßig zur Schule“ ist ein Ziel, das vom Kind verantwortet wird).

Die Pädagogen können den Rahmen dafür bieten, einladen, motivieren, den Sinn des Schulbesuchs vermitteln, versuchen, die Ursachen für die Schuldistanz heraus zu finden und gemeinsam mit dem Kind zu beheben, aber trotz aller Bemühungen der Pädagogen kann es sein, dass das Kind sich entscheidet, doch nicht zur Schule zu gehen.)

Die Umsetzung des Hilfeplans geschieht durch die Erziehungsplanung, die die Ziele des Hilfeplans konkretisiert. In der Umsetzung geschieht Betreuung, Anleitung, Beratung, Begleitung, Unterstützung in individuellen Formen. Der besondere Schwerpunkt liegt auf dem Beziehungsaufbau und der Beziehungspflege. Die Arbeit der Pädagogen wird auf verschiedene Weise reflektiert und evaluiert: in den Hilfeplanungen, in Teamsitzungen und Fallbesprechungen und bei Bedarf durch Supervision.

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Verselbständigungskonzept

Das Elisabethstift hat ein Verselbständigungskonzept entwickelt, das aus mehreren Bausteinen besteht, die aufeinander aufbauen. Die Förderung der Selbständigkeit beginnt in den verschiedenen Wohngruppen, ist Bestandteil des Hilfeplans und wird je nach Alter und Reife der Kinder und Jugendlichen konkretisiert. Um auf die Verselbständigung vorbereitet zu werden, haben wir einzelne Schritte und die jeweiligen Voraussetzungen dafür formuliert. 

Die Schritte lauten: Wechsel von der Regelgruppe in die Verselbständigungsgruppe mit betreuungsfreien Zeiten – dann Wechsel in das Betreute Einzelwohnen – und von dort Wechsel in die Selbständigkeit. Die Jugendlichen werden schrittweise an die Anforderungen für ein selbst-bestimmtes, von staatlicher Hilfe unabhängiges Leben vorbereitet. Dazu gehören sowohl hauswirtschaftliche und handwerkliche Fähigkeiten, organisatorische Fähigkeiten (Umgang mit Ämtern, Ausfüllen von Formularen, Wissen, wo man bestimmte Informationen finden kann, etc.), die Unterstützung im schulischen und Ausbildungs-Bereich, der Umgang mit Geld (Budgetplanung), als auch die sozial-emotionalen Fähigkeiten wie z.B. die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, das Wissen um Stärken und Schwächen, die Entwicklung eines positiven Selbstbildnis, die Einbindung in soziale Kontakte.
Für Jugendliche aus EWGs und EST und auch für Jugendliche in Außenwohngruppen, deren soziales Umfeld keinen Wechsel in die V-Gruppe in Hermsdorf ermöglicht (z.B. Schulweg) gibt es die Möglichkeit, die Verselbständigung durch die vertrauten Bezugserzieher begleiten zu lassen.

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Dezentralisierung und aufsuchende Hilfe

In den letzten Jahren hat das Elisabethstift zusätzlich zu den Angeboten auf dem Hauptgelände an verschiedenen Orten in Berlin-Brandenburg einzelne weitere Standorte errichtet. Neben der Dezentralisierung ist die „Zentrale“ des Elisabethstifts und ein Großteil von Wohngruppen und Angeboten weiterhin auf dem Hauptgelände in Berlin-Hermsdorf zusammengefasst.

Das bietet einige Vorteile, wie z. B. die Nutzung der Rezeption, der Zentralküche, der Waschküche, die Einstellung von einer Schulpädagogin oder die Nutzung von verschiedensten Räumen und Freizeitangeboten. Die Leitung ist vorort und in Krisen schnell erreichbar. Die intensive Nähe bietet für die einzelnen Gruppen und Teams Vorteile, z. B. in der Aufsicht, im Aushelfen in Krisen, in gemeinsamen Aktivitäten.

Auch bei den verschiedenen Außenwohngruppen hat es sich bewährt, wenn ein oder zwei Partnergruppen in räumlicher Nähe angesiedelt sind, so dass die Kinder die Pädagogen der anderen Gruppe kennenlernen können und im Vertretungsfall auf bestehende Beziehungen aufgebaut werden kann. Es entstehen erfahrungsgemäß zahlreiche Synergie-Effekte, die das Zusammenleben in den Wohngruppen erleichtern (z. B. Nutzung eines gemeinsamen Autos, gemeinsame Ausflüge, kollegialer Austausch und Vertretung etc.).

Die aufsuchende Hilfe im „klassischen Sinn“ wird durch die Ambulanten Hilfen geleistet. 
Dennoch haben wir auch in unserem teilstationären und in den stationären Angeboten die Bereitschaft zu Hausbesuchen verankert.  

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Bezugserziehersystem

Jedes Kind, jede Familie erhält einen Bezugserzieher, d. h. einen Ansprechpartner aus dem Pädagogenteam. Dieser ist für alle organisatorischen Belange zuständig. Für den Beziehungsaufbau sowie für die alltäglichen Aufgaben sind alle Pädagogen aus dem Team verantwortlich. Grundsätzliche Fragen, Elternberatung und -arbeit sowie der Kontakt zum Jugendamt und zu Kooperationspartnern werden von der Bereichsleitung koordiniert und verantwortet.

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Partnergruppen

Das Elisabethstift ist bemüht, den Kindern eine gewisse Beziehungskontinuität innerhalb ihrer Wohngruppe zu ermöglichen. Dennoch gibt es immer wieder Situationen, wo auf äußere Bedingungen (Krankheit, Entlassung, Praktikanten etc) reagiert werden muss. Um Kinder und Pädagogen auf solche Situationen vorzubereiten, arbeiten jeweils zwei Gruppen als „Partnergruppen“ intensiver zusammen. 

D. h. in „ruhigen Zeiten“ werden Kontakte und Beziehungen aufgebaut, damit in Krisensituationen eine Basis zum schnellen Reagieren vorhanden ist. Hier finden Vertretungen der Kollegen untereinander statt, hier können Kinder, die in ihren Gruppen in Konflikten eskaliert sind, vorübergehend ein „Time-out“ erhalten, hier können z. B. in Ferienzeiten Gruppen zusammengelegt werden.

Wir bieten in Berlin und Brandenburg stationäre, teilstationäre und ambulante Hilfen zur Erziehung an.